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Samstag, 10. Mai 2014

Basketball / Nationalteam 2014 FIBA sorgt für Empörung

FIBA sorgt für Empörung

Der Weltverband verkauft für die WM in Spanien Wildcards. Auch die Deutschen bieten mit. Aus anderen Sportarten kommt Kritik.
Lupe
Am FIBA-Sitz in Mies/Schweiz werden die Wildcards für die WM vergeben
München - Am Wochenende ist es so weit, in Barcelona werden die Schecks überreicht.
820.000 Euro sind fällig. Auch Barzahlung ist möglich. Als Gegenleistung gibt es einen Platz bei der Weltmeisterschaft 2014 vom 30. August bis 14 September in Spanien.
Der Weltverband FIBA lässt sich vier Wildcards von den erfolgreichen Bewerbern bezahlen - und findet daran nichts Verwerfliches.
"Das ist eine ganz normale kaufmännische Angelegenheit", sagt FIBA-Schatzmeister Manfred Ströher: "Es gibt freie Plätze, sportlich hast du dich nicht qualifiziert, jetzt kannst du dich einkaufen."
Die FIBA ist nicht der erste Verband, der Teilnahme-Gebühren für Wettbewerbe erhebt, und sicher auch nicht der letzte.
Doch das macht den Vorgang nicht besser.

Turner-Boss stellt Verkauf in Frage

Rainer Brechtken, Sprecher der deutschen Sportfachverbände, hat für die Vorgehensweise keinerlei Verständnis.
"Ohne die Sachlage genau zu kennen, halte ich es für fragwürdig, eine Wildcard meistbietend zu verkaufen", stellt der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB) klar.
Diese sei schließlich ein "Instrument, um beispielsweise bei Olympischen Spielen dafür zu sorgen, dass in einer Disziplin alle Kontinente vertreten sind".
Eine sportliche Komponente müsse "immer dabei sein".

Großmächte China und Russland im Vorteil

Um Sport geht es bei der Vergabe am Samstag in Spanien aber eher am Rande.
"Es spielt natürlich auch die Popularität des Basketballs im Land eine Rolle und darüber hinaus das Fernsehen", erklärt Ströher.
Ein "wesentlicher Faktor" sei aber dann doch die gebotene Summe. Unter anderem bewerben sich China und Russland um die vier Tickets, die Chancen dürften wohl nicht allzu schlecht stehen.
Kleinere Verbände können da von vornherein nicht mithalten. Egal, was sie sportlich anzubieten haben.

Italiener klagen: "Ethisch nicht vertretbar"

Italien macht bei diesem anrüchigen Spiel nicht (mehr) mit. Am Wochenende stieg der zweimalige Europameister aus.
"Wir bedauern das, aber wir haben ein reines Gewissen", sagte Gianni Petrucci, Präsident des Basketball-Verbandes, der Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport".
Die Kosten sind für Petrucci schlichtweg "ethisch nicht vertretbar".

Deutschland bietet mit

Der Deutsche Basketball Bund (DBB) wird zahlen. Die Bewerbung steht, und sie bleibt bestehen.
Auch wenn ein derart hoher Betrag nur zähneknirschend dem Weltverband mit Sitz in Mies/Schweiz überlassen wird.
Über Werbung und TV-Gelder käme sicher etwas zurück, ausgleichen ließe sich der Betrag aber ganz sicher nicht.

DBB mit schlechten Chancen

Bevor es teuer wird, muss der DBB erst einmal den Zuschlag erhalten.
Die Chancen stehen nicht sonderlich gut. Dies lässt sich allein aus den Worten Ströhers ablesen.
Die Lage in Sachen TV gefällt dem Funktionär aus Bad Kreuznach nicht. "In Deutschland können wir uns ja vergessen. ARD und ZDF wollen die WM nicht übertragen. Sie haben zwar was angeboten, die Spiele der deutschen Mannschaft. Aber das ist ja nichts", kritisiert Ströher.
Schlechte Voraussetzungen für den DBB.

Kein Verständnis für Kritik

Ströher findet klare Worte, für Kritik an der FIBA-Politik hat er aber kein Verständnis ("Wieso soll so etwas fragwürdig sein?").
Schließlich habe es ja eine Qualifikation gegeben.
"Wenn sie kein Geld haben, kann ich ihnen auch nicht helfen", sagt Ströher und meint die Italiener, "dann hätten sie sich sportlich qualifizieren müssen."

Wildcards werden abgeschafft

Vor dem Tag der Entscheidung in Barcelona gibt es aber auch gute Nachrichten.
Künftig wird es keine Wildcards mehr geben. Das Prozedere sei veraltet.
"Das rührt aus der Urzeit her, als Plätze frei wurden. Dann hat man gesagt: Na gut, dann gib' uns eine Spende in irgendeiner Art und Weise. Und so hat sich das dann eben bis zum heutigen Tag entwickelt", erklärt Ströher.

Startplatz könnte eine Million wert sein

Die ungefähre Summe, die von jedem der vier siegreichen Kandidaten an die FIBA-Stiftung geht, kommt nicht von ungefähr.
"Es schwebt der Gedanke im Raum, dass die Sache eine Million wert sein könnte", sagt Ströher: "Einigen ist das vielleicht viel mehr wert, anderen weniger."
Noch darf geboten werden.

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